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Richard und Erika Arlt - Zwei Leben für die DDR

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    Zwei Leben für die DDR
Das Leben von Erika und Richard Arlt ist ein Spiegel der deutschen Geschichte des 20. Jahrhunderts.
 
Die Rückseite:


  verlagsprospekt

Buchvorstellung Maasdorf

o Kurzbericht Veranstaltung am 22. 11. 2019
Buchvorstellung (Rainer Bauer): Erika und Richard Arlt. Zwei Leben für die DDR, Maasdorf (Natoureum)
Die fünfte Buchvorstellung stand unter dem Motto: „Vom antifaschistischen Engagement zur entpolitisierten Erinnerungskultur“ und war eher ein Vortrag als eine Diskussion. Anhand einiger Biographien von NS-Massenmördern, die die SS-Einsatzgruppen in Polen leiteten und nach dem Krieg in der BRD ein geruhsames Leben geführt haben während einige wenige in den sozialistischen Ländern zum Tode verurteilt wurden (Stichwort 'Einsatzgruppen' in Wikipedia). Bilder eines Besuchs in der ostpolnischen Stadt Przemysl zeigen Spuren jüdischen Lebens, so eine Synagoge, die, ungenutzt, dem Verfall preisgegeben wird und der jüdische Friedhof, der davon zeugt, dass hier einmal 20.000 Juden lebten, deren Geschichte bis in das 13. Jahrhundert zurückggeht.
Die Geschichte von Celino Bleiweiss aus Przemysl, der mit seinen Pflegeltern im Verlorenen Transport war und in Tröbitz gerettet wurde, verbindet die Stadt mit unserer Region.
Richard Arlt und seine Frau Erika waren nach '45 engagierte Antifaschisten, Richard war Mitglied der VVN, die in der BRD verboten und später auch in der DDR stillgelegt wurde.
Als 1974 eine Neubelebung kam, man erinnerte sich in der DDR an die alten Kämpfer gegen den Faschismus und forderte sie auf, Komitees der antifaschistischen Widerstandskämpfer zu bilden, wurde Richard Arlt ihr Vorsitzender in der Niederlausitz. Erika Arlt schrieb über deren Tätigkeit eine (nicht veröffentlichte) Broschüre, zahlreiche Reden Richard Arlts blieben indes unveröffentlicht.
(Lesung aus dem Kapitel 3, S.129 f.)
Auf der Internetseite arlt-archiv.info ist das Komitee zu sehen, viele der Teilnehmer sind heute leider unbekannt.
Das Attentat auf die Synagoge in Halle ist ein Symptom dafür, dass die Shoah in Deutschland nicht wirklich aufgearbeit ist. Das eine Lager meint, es sei jetzt lange genug darüber gesprochen worden und man solle endlich wieder stolz sein können, ein Deutscher zu sein (dabei kann es kein Nationalbewußtsein geben, das den Mord an den Juden ausschließt, alles andere wäre verlogen). Auf der anderen Seite ist das unpolitische Erinnern in ritualisierten Gedenkveranstaltungen getreten, meist werden noch nicht einmal die Täter benannt. Solange in Deutschland der immense Verlust, den die Shoa für die zivilsatorische Entwicklung in unserem Land bedeutet, nicht ins Zentrum des Bewußtseins rückt, kann von einer Aufarbeitung nicht gesprochen werden.
Das war es aber, was Erika und Richard Arlt wollten, leider ist es nach der Wiedervereinigung nicht gelungen das antifaschistische Enagement mit der grossen Chance der Begegnung mit den Überlebenden des Verlorenen Transports zu verbinden. Erika Arlt hat die politischen Passagen aus ihrem Buch und aus ihren Broschüren gestrichen und stattdessen wichtige Kontakte, Freundschaften zu den Überlebenden und ihren Angehörigen aufgebaut, die ihr für ihre Dokumentation der Geschichte des Verlorenen Transports dankbar waren.